Meine Beschäftigung mit dem nun bald 251 Jahre alt gewordenen Jean Paul hat mehr mit Wilhelm Lehmann zu tun, meinem heute nur etwas mehr als halb so alten Großvater, als sich auf den ersten Blick erschließt. Genauer gesagt mit meinen Vätern und meiner jahrelangen literarischen Recherche-Reise zu ihnen, zumal mein Vater Berthold Lehmann ein fast noch größerer Jean-Paul-Verehrer war als sein Vater.
Der Lyriker und Erzähler Wilhelm Lehmann wurde und wird ja immer wieder mit Jean Paul verglichen. David Scrase belegt in seiner von mir aus dem Englischen übersetzten Biografie penibel, wer dies alles tat und in welcher Hinsicht – natürlich vor allem hinsichtlich seiner Sprache, d.h. im Wesentlichen deren Musikalität –, z.B. taten dies sein erster Lektor und Förderer, der große, fast vergessene Moritz Heimann, der Kritiker Siegmund Bing, der Literat Willy Haas, überraschend sogar der Maler Max Beckmann. Und ganz aktuell wies der Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Uwe Pörksen im 5. Band des Journals Sichtbare Zeit der Wilhelm-Lehmann-Gesellschaft auf eine verräterische Eigentümlichkeit beider hin, nämlich die Nebenfiguren in ihren Romanen je
David Scrase fand im Erste-Weltkriegs-Tagebuch Lehmanns aus dem belgischen Militärgefängnis, wo dieser wegen seines Überlaufens zum Feind einsaß, die dringende Bitte um Bücher von Dostojewski – das leuchtet als anlassgemäß unmittelbar ein –, aber auch eben von Jean Paul; seltsamerweise geht es ihm dabei ausgerechnet um dessen letzten Roman Der Komet, der keine Himmelserscheinung meint, sondern einfach seine Hauptperson und deren kometenhaftes Erscheinen und Aufstieg. – Überdies vermerkt David Scrase, dass Lehmann, der ein hinreißender Vorleser war, sogar schon seinen Kindern nicht nur aus seinen geliebten Romantikern wie Brentano, sondern auch aus Jean Paul vorgelesen hat.
Dies Letztere erwähne ich, weil heute die seit Adornos Zeiten nahezu übereinstimmende Meinung verkündet wird, man könne die Sprache Jean Pauls schon im 20. Jahrhundert niemandem außer den einge
Sein Ältester, Berthold, der sich sonst gegen fast alles vehement auflehnte, was sein Vater Wilhelm sagte und tat, hat alles, was Jean Paul schrieb, so verinnerlicht, dass er sich noch Jahrzehnte danach mit seinem Altersfreund, dem Buchhändler Heino Weisse, Vater der Züricher Theaterschauspielerin Nikola Weisse, in zitierten Dialogstellen der Zwil
Ja, richtig: Jean Paul war Pop. Wilhelm Lehmann sicher nicht, aber auch das verbietet jede Bewertung.
Jean Paul, Flegeljahre, 1. Band Das Van der Kabel’sche Testament. In mo
Inhalt
David Scrase, Wilhelm Lehmann. Biographie, mit 32 Abbildungen, aus dem Engli
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Berthold Lehmann, Musikwärts auf vielerlei Wegen, Autobiographie des Dirigenten, bearbeitet und herausgegeben von Michael Lehmann, Freudenstein-Verlag 2009 (zur Zeit vergriffen).
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