Auf Bernard Gotfryds fulminantes Anton-Buch stieß ich folgendermaßen: Im Jahr 2007 saß ich an einem Übersetzungsauftrag des Holocaust-Instituts der Universität Vermont/USA, aus dem für den deutschen Sprachraum das Buch »Nichts konnte schlimmer sein als Auschwitz!« hervorgehen sollte. Einer der mich bewegendsten Überlebenden-Berichte darin ist von Gina Gotfryd. Sie beschreibt die schwierigen Stationen ihrer letztendlichen Rettung vor den Nazis, und »die Schlüsselperson, die Kontakt zu den Amerikanern hatte«, war Bernard, ein ihr Unbekannter, selber Überlebender aus ihrer eigenen polnischen Heimatstadt, den sie einige Jahre später in den USA heiratete. Gina Gotfryd erwähnt in ihrem Zeitzeugenbericht Bernards Buch, das ich mir zunächst allein schon wegen seines Titels, der jedem Mainstream trotzt, aus einem Londoner Antiquariat kommen ließ.
Nachdem ich alle Erzählungen gelesen, die meisten regelrecht verschlungen hatte, schrieb ich begeistert an Gotfryd in seinem Wohnort Forest Hills/New York und bat ihn – wenig hoffnungsvoll – um Zustimmung für eine Übersetzung durch mich, den Deutschen, den Nachfahren seiner Peiniger. Durchaus überraschend bekam ich zügig eine freundlich bejahende Antwort und machte mich an die Arbeit.
Dass Anton sehr erfolgreich in allen Weltsprachen, bislang aber nicht im deutschsprachigen Raum veröffentlicht wurde, spricht Bände. Mein abgeschlossenes Manuskript auf Deutsch liegt, von Bernard Gotfryd autorisiert, mittlerweile bei einigen Verlagen auf dem Tisch. Bernard freut sich darüber, wie er mir in seiner skeptisch-lakonischen Art kürzlich schrieb:
Some years ago I also went through a number of promises from German publishers. They got all excited and then slowly, it was gone. I wasn’t surprised. Frankly, I was disappointed, but got over with. Still, I wish you luck. One never knows.
Sincerely yours,
Bernard