John Fowles, die Bohème, die Musik und die Einfachheit

Quartier Latin in Paris, Adolfo Hohensteins Entwurf zur Uraufführung von La Bohème 1896. Quelle: Wikipedia (gemeinfrei).

Neulich in der Oper, La Bohème, von Puccini: Die betörende Wirkung seiner Musik, von menschlichen Stimmen kunstvoll intoniert, die Bilder in Kopf und Seele. Schon bei den ersten Tönen des Liebespaars Mimi und Rodolfo die ersten Tränen in uns. Nicht nur in der Ahnung, dass ihre Geschichte unsäglich traurig ausgehen wird, sondern verstärkt durch Puccinis kaum erschöpfend analysierbares stilistisches Raffinement von Komposition und Instrumentation, das die Gefühle der meisten Menschen unmittelbar erreicht, ja sogar bestimmt. Manipulation? Und Kitsch, wie Adorno gesagt hätte? Vielleicht. Aber es klingen einfach archetypische Muster mit, deren Wirkungskraft sich kaum jemand entziehen kann. Was das mit John Fowles zu tun hat?

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Die Wirklichkeitskonstrukte des John Fowles

John Fowles (Foto: AP)

Vor zehn Jahren, am 5. November 2005, starb der englische Schriftsteller John Fowles, im kommenden Frühjahr 2016 wäre er neunzig geworden. Er gilt in der englischsprachigen Welt als einer der bedeutendsten Romanciers der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Drei seiner sechs großen Romane, die alle auf dem spannenden Grat zwischen E- und U-Literatur balancieren, waren trotz ihrer nicht leichten Konsumierbarkeit Bestseller. In den 1990er Jahren wurde Fowles als Nobelpreiskandidat gehandelt, und auf Englisch gab es schon zu seinen Lebzeiten eine wahre Flut von Sekundärliteratur. Zwar erlebten auch im deutschen Sprachraum fast alle Fowles-Romane und -Erzählungen mehrere Neuauflagen, dennoch gilt er hier bei manchen Branchenprofis paradoxerweise als nicht durchgesetzt.

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Jean Paul war Pop

Jean Paul: Flegeljahre, Band 1 (Neufassung)

Meine Beschäftigung mit dem nun bald 251 Jahre alt gewordenen Jean Paul hat mehr mit Wilhelm Lehmann zu tun, meinem heute nur etwas mehr als halb so alten Großvater, als sich auf den ersten Blick erschließt. Genauer gesagt mit meinen Vätern und meiner jahrelangen li­te­ra­ri­schen Recherche-Reise zu ihnen, zumal mein Vater Berthold Lehmann ein fast noch größerer Jean-Paul-Verehrer war als sein Vater.

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Vom Architekten zum Buchautor

Michael Lehmann. Foto: Beate Ulich 2013.

Michael Lehmann war ursprünglich Architekt und Stadtplaner in Essen und Frankfurt am Main, lebt seit einigen Jahren aber zusammen mit seiner Frau in einem malerischen Haus direkt am Altendeich. Als Übersetzer englischsprachiger Literatur und als Buchherausgeber zieht er seine Schaffenskraft besonders aus dem ruhigen Dorfleben.

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