Der vornehmlich als Naturlyriker bekannte Schriftsteller Wilhelm Lehmann (1882–1968) hat, man glaubt es kaum, einen der ersten Romane geschrieben, die das Thema Desertion im Ersten Weltkrieg behandeln – seine eigene Desertion 1918 –, verfasst im Jahre 1927.
Wilhelm Lehmann war mein Großvater. Er schenkte mir als Zwanzigjährigem seine damals als dreibändige Ausgabe erhältlichen Gesammelten Werke. Als echter Bücherwurm las ich bald darauf, Ehrenwort, jede einzelne Zeile. Mir gefielen auf Anhieb viele seiner Gedichte; dagegen die Erzählungen und Romane trotz oder wegen ihrer primär lyrischen Qualität (kein Wunder!) um Klassen weniger, vor allem wegen ihres sich immer wieder in anderer Gestalt wiederholenden, für mich als Familienmitglied, dem befangenen, allzu leicht dechiffrierbaren leidvollen autobiographischen Bezugs – noch dazu für mein Gefühl vor allzu vielem Schulhintergrund, war ich doch gerade der Schule erst glücklich entronnen (Wilhelm Lehmann war im Brotberuf Lehrer, stöhnte aber auch darüber). Weiterlesen